Auf der Suche nach neuen, besseren Horizonten in der Entwicklungszusammenarbeit

„Auf der Suche nach neuen, besseren Horizonten in der Entwicklungszusammenarbeit“

STUBE Erfahrungsbericht zu dem Seminar „Sicherheitspolitik und Entwicklungszusammenarbeit“ in Bonn

von Hugo Rene Basabe Hidrobo

 

Ich besuche schon seit einiger Zeit STUBE-Seminare. Das Thema dieses Seminars hat mich jedoch besonders angesprochen, Sicherheitspolitik und Entwicklungszusammenarbeit. Um mich selbst in den Kontext zu stellen, mein beruflicher Hintergrund kommt aus einem Bereich, der fast das Gegenteil von Sozialwissenschaften ist. Ich habe an der RWTH Aachen Maschinenbau studiert und arbeite zurzeit an der gleichen Universität an meiner Masterarbeit in Produktentwicklung. Ich komme aus Hispanoamerika, genauer gesagt aus Ecuador. Es ist kein Geheimnis, dass sich die Region nicht so entwickeln konnte wie ihre angelsächsischen Pendants im Norden desselben Kontinents. Die Geschichten dieser beiden Regionen zeigen viele Ähnlichkeiten und gleichzeitig grundlegende Unterschiede auf. Der Rio Bravo trennt nicht nur geografisch den Norden und den Süden des amerikanischen Kontinents, sondern auch zwei verschiedene Gesichter der Entwicklung. Der Wunsch, mehr über die komplexen Gründe zu erfahren, warum sich die Gesellschaften nördlich und südlich des Rio Bravo so unterschiedlich entwickelt haben, hat mich zur Teilnahme an diesem Seminar motiviert. Ich glaube, dass es für diejenigen von uns, die in dieser Region geboren und aufgewachsen sind, eine zwingende moralische Verantwortung ist, zur Entwicklung der Region beizutragen. Wie man erwarten würde, ist dies jedoch aufgrund interner und externer Faktoren keine einfache Aufgabe.

Da ich die Gelegenheit habe, in Deutschland zu sein, bin ich besonders daran interessiert, mehr über die deutsche Vision von Entwicklung und Entwicklungszusammenarbeit im globalen Süden zu erfahren. Neben den technischen Aspekten und Definitionen dessen, was unter „Entwicklungsarbeit“ zu verstehen ist, fand ich die unterschiedlichen Perspektiven des Globalen Nordens und des Globalen Südens auf Entwicklungsförderung besonders spannend. Diese unterschiedlichen Blickwinkel kontrastieren derart, dass meiner Ansicht nach, eine wirksame, nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit zwischen dem Globalen Süden und Norden kaum möglich sein wird, wenn wir nicht gemeinsam das Ruder auf der Suche nach einem neuen, besseren Horizont herumreißen.

Die Dynamik des Seminars provoziert unterschiedliche Denkansätze. Neben dem Fachwissen der Referenten waren es vor allem die Meinungen, Beiträge und der Austausch mit den anderen Teilnehmern, die einen prägenden Eindruck bei mir hinterlassen haben. Dabei ging es einerseits um die Ursachen der Unterentwicklung und Strategien zu deren Überwindung in ihren Ländern, andererseits darüber, wie sie humanitäre Hilfe und Entwicklungshilfe wahrnehmen und wie ihre Länder mit externen Akteuren zusammenarbeiten. Es war auch eine Gelegenheit, mehr über die Position Deutschlands in Bezug auf die eigene Tätigkeit in anderen Ländern zu erfahren.

Im Nachhinein ist festzuhalten, dass trotz des guten Willens auf menschlicher Ebene die Entwicklungsarbeit der Länder des Nordens im Süden auch als außenpolitisches Instrument genutzt wird, um Einfluss zu gewinnen. Mit anderen Augen betrachtet könnte man sogar behaupten, dass die momentan vom Globalen Norden verfolgte Entwicklungsstrategie den Globalen Süden in seiner Entwicklung hemmt und weiterhin ein Abhängigkeitsverhältnis erzeugt. Es ist daher wichtig, dass den Menschen des globalen Südens, klar wird, dass sie und nur sie für die Entwicklung ihres Landes verantwortlich sind. Dies Denken erfordert einen Paradigmenwechsel. Der bisher verfolgte Ansatz muss geändert werden. Unter anderem müssen wir aufhören, nur in Meridianen zu denken, und anfangen, in Parallelen zu denken und Entwicklungspartnerschaften zwischen den Nationen des Südens zu bilden. Denn die Interessen und Ziele der Länder des Nordens unterscheiden sich von unseren Interessen und Zielen. Vielleicht sind die besten Verbündeten nicht die Stärksten, sondern diejenigen, die ähnliche Herausforderungen zu meistern und vor allem gemeinsame Interessen und Ziele haben. Nur so können natürliche Synergien für die Zusammenarbeit entstehen und eine neue ergänzende Süd-Süd Allianz gebildet werden.

Autor: Hugo Rene Basabe Hidrobo, Produktentwicklung Student der RWTH Aachen aus Ecuador